Oxford Economics zeigt regionale, sektorale und funktionale Unterschiede bei den Herausforderungen der Unternehmens transformation auf

Geschrieben von SAP Signavio Team | 6 Min. Lesedauer
Veröffentlicht am: 30. Januar 2025 - Letzte Änderung am: January 30th, 2025
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Unternehmen kämpfen weltweit mit den Komplexitäten von Unternehmenstransformationen. Dennoch stehen nicht alle vor denselben Herausforderungen. Die kürzlich in Zusammenarbeit mit Oxford Economics durchgeführte Studie – „Auf den Punkt gebracht: Was kosten Unternehmenstransformationen wirklich?“ – hat die geografischen und branchenspezifischen Spezifika bei Transformationsinitiativen sowie die unterschiedlichen Prioritäten verschiedener Geschäftsbereiche untersucht.

Geografische Unterschiede

Knackpunkt in Asien: gemeinsame Linie

Asiatische Unternehmen hinken anderen Regionen hinterher, was die Klarheit der Unternehmenstransformation angeht. Nur etwas mehr als die Hälfte (55 %) verfügt über eine eindeutige Definition der Unternehmenstransformation. Zum Vergleich: In Europa und Ozeanien sind es etwas mehr als vier Fünftel und in Nord- und Lateinamerika immerhin drei Viertel. Gerade etwas mehr als ein Drittel betrachtet „Unternehmenstransformation“ als geläufigen Begriff, und nur 45 % haben eine einheitliche Vorstellung davon, wie die Transformation aussieht. Diese Diskrepanz könnte erklären, warum die Region bei ihrer selbst wahrgenommenen Innovation und Prozesseffizienz langsamer vorankommt und deutlich hinter den anderen Regionen der Welt zurückbleibt.

Nord- und Lateinamerika: Nachholbedarf ins puncto Belegschaft

In Nord- und Lateinamerika haben 52 % der Unternehmen, die eine Transformation durchlaufen, Herausforderungen mit der Umschulung der Belegschaft und 73 % mit der Akzeptanz neuer Arbeitsweisen.

In Nord- und Lateinamerika weiß man, dass die Akzeptanz der Mitarbeitenden für eine erfolgreiche Transformation von entscheidender Bedeutung ist. Dennoch sehen die meisten Unternehmen in der Umschulung der Belegschaft (52 %) und der Akzeptanz neuer Arbeitsweisen (73 %) die größten Hindernisse; in den anderen Regionen wurden diese Probleme seltener genannt. Als Ziel einer Unternehmenstransformation messen Unternehmen in Nord- und Lateinamerika der Zufriedenheit ihrer Beschäftigten eine niedrige Priorität bei. Diese schwache Gewichtung des Faktors Mensch könnte ein Grund dafür sein, dass die gewünschten Ziele von Transformationsinitiativen nicht erreicht werden.

Ozeanien: Herausforderungen mit der Datenanalyse

Bezüglich Datenmanagement und ‑strategie scheint Ozeanien hinter dem Rest der Welt zurückzuliegen. In der Region gibt es die größten Hürden bei der Bereitstellung aktueller Daten für die oberste Führungsebene: Nur 56 % berichten über Erfolge in diesem Bereich – verglichen mit 74 % in Nord-und Lateinamerika, 72 % in Asien und 68 % in Europa. Darüber hinaus ist der Zugriff auf ausreichende Daten in Ozeanien (64 %) limitierter als anderswo. Dasselbe gilt für die Fähigkeit, diese Daten zu nutzen: Nur 58 % der Unternehmen sammeln genug Daten, um Nutzen daraus zu ziehen und effektiv zu arbeiten. Zum Vergleich: In Amerika und Asien sind es 69 % und in Europa 68 %.

Unterschiede zwischen einzelnen Branchen

Die Herausforderungen bei Unternehmenstransformationen sind mannigfaltig. Die Studie zeigt jedoch, dass einige Sektoren versierter darin sind als andere, den Transformationsprozess zu meistern.

Versorgungsunternehmen sind führend, was die Geschwindigkeit von Innovationen angeht: 33 % äußern sich diesbezüglich sehr positiv – deutlich über dem branchenübergreifenden Durchschnitt von 23 %.

Versorgungswirtschaft: Vertrauen in Innovationskraft größer als in die Qualität der Investitionen

Die Versorgungswirtschaft ist am stärksten von ihrer Fähigkeit überzeugt, durch geschäftliche Transformation schneller Innovationen entwickeln zu können: Ein Drittel der Unternehmen ist sehr zuversichtlich, verglichen mit einem branchenweiten Durchschnitt von 23 %. Diese Überzeugung wird durch die starken Renditen in den letzten drei Jahren untermauert. Versorgungsunternehmen verzeichneten mit 30 % den höchsten ROI aus Transformationsinitiativen und liegen damit über dem Durchschnitt aller befragten Branchen von 26%.

Große Gewissheit und hohe Rendite sind nicht immer gleichbedeutend mit zielführenden Investitionen: Nur 44 % der Führungskräfte in der Versorgungswirtschaft glauben, dass ihr Unternehmen zur richtigen Zeit in die richtigen Technologien investiert. Und nur 44 % – und damit deutlich weniger als der branchenübergreifende Durchschnitt von 54 % – sind der Meinung, dass ihre Nachhaltigkeits- und CSR-KPIs angemessen verfolgt werden.

Gute Ergebnisse setzen eine klar definierte Strategie voraus

Laut der Studie behaupten Branchen wie die Öl- und Gaswirtschaft (6 %) sowie die chemische Industrie (9 %) viel seltener, dass ihre Transformationspläne einwandfrei definiert sind und der Belegschaft gut kommuniziert werden – verglichen mit 18 % im Schnitt aller Branchen. Das lässt darauf schließen, dass mangelnde Klarheit ein Teil des Problems sein könnte.

Die Befragten in der chemischen Industrie berichten häufiger von Herausforderungen bei der Ressourcenzuteilung (70 % gegenüber 60 % in anderen Branchen). Öl- und Gasunternehmen stehen aber noch vor anderen Hürden: 81 % haben Schwierigkeiten mit der Akzeptanz neuer Arbeitsweisen (verglichen mit dem branchenübergreifenden Durchschnitt von 65 %). Und 77 % finden es schwierig, den Erfolg der Transformation zu messen (gegenüber 65 % im Branchendurchschnitt).

Im Gegensatz dazu meistern Branchen wie der Einzelhandel (29 %) und die Konsumgüterindustrie (25 %), die öfter als andere Branchen von einwandfrei definierten und gut kommunizierten Transformationsstrategien berichten, diese Herausforderungen besser.

Unterschiede zwischen Geschäftsfunktionen

Die Transformation von Unternehmen ist nicht nur eine organisatorische Herausforderung – es gibt auch unterschiedliche Sichtweisen und Prioritäten der verschiedenen Geschäftsfunktionen. Die Studie zeigt zwar einen allgemeinen Trend hin zu höheren Transformationsausgaben, aber auch deutliche Unterschiede in den Prioritäten und Führungsrollen zwischen diesen Funktionen.

Corporate Strategy hinkt sowohl bei den aktuellen Ausgaben als auch beim prognostizierten Wachstum hinter IT und F&E hinterher. Das deutet auf einen Wandel hin zu innovations- und technologiegestützten Transformationen hin.

Ausgabemuster bei Transformationen

Mit etwas mehr als neun Mio. USD sind die Bereiche Forschung und Entwicklung/Innovation führend, was die durchschnittlichen jährlichen Ausgaben für die Unternehmenstransformation angeht, dicht gefolgt von der IT (8,7 Mio. USD) und mit einigem Abstand Corporate Strategy (7,9 Mio. USD). Die niedrigsten aktuellen Ausgaben werden derzeit für die Corporate Strategy getätigt, die mit 38 % auch den geringsten Anstieg der Ausgaben in den nächsten drei Jahren erwartet, verglichen mit IT (47 %) und F&E/Innovation (45 %). Dieser Trend deutet darauf hin, dass Unternehmen Innovationen und technologiegetriebene Transformationen gegenüber strategischen organisatorischen Änderungen priorisieren.

Wichtigste Prioritäten bei der Transformation

Die Aufgaben der IT bei der Unternehmenstransformation konzentrieren sich tendenziell auf die Einführung eines übergreifenden Sicherheitskonzepts – mit Schwerpunkt auf der wachsenden Bedeutung der Cybersicherheit bei der digitalen Transformation. Beim Bereich F&E/Innovation liegt der Schwerpunkt stark auf der Entwicklung völlig neuer Produkte oder Dienstleistungen, wobei das Streben nach Marktdifferenzierung im Vordergrund steht. Ganz oben auf der Transformationsagenda der Corporate Strategy steht die Verlagerung der Datenspeicherung auf externe Anbieter, was auf einen Umstieg auf cloudbasierte Abläufe hindeutet. Die wichtigsten Transformationen erfolgen genau jetzt: An der Spitze liegt die IT. 63 % der Befragten berichten hier, dass ihr Leuchtturmprojekt in Arbeit ist, gefolgt von Forschung und Entwicklung / Innovation mit 61 % und Corporate Strategy mit 53 %.

Wer hat bei der Transformation das Ruder in der Hand?

Die Studie zeigt auch unterschiedliche Führungsmuster bei Transformationsinitiativen auf. Umfrageteilnehmer aus der IT-Abteilung, die Initiativen zur Unternehmenstransformation leiten, sind in der Regel Führungskräfte auf Vorstandsebene im Bereich Technologie (CTO, CIO, CISO). Die Befragten aus dem Bereich F&E/Innovation sind hingegen meist Chief Data Officers (CDO). Das lässt den Schluss zu, dass der Schwerpunkt auf Digital-First-Innovationen liegt. Umfrageteilnehmer aus dem Bereich Corporate Strategy, die Transformationsprogramme leiten, sind oft Chief Transformation Officers. Dieser spezielle Fokus auf strategische Transformationen ist Zeichen für die zunehmende Häufigkeit und Komplexität von Unternehmenstransformationen. Früher war es eher so, dass die Zuständigkeit bei mehreren Führungskräften auf Vorstandsebene lag.

Stärker maßgeschneiderte und nuancierte Transformationsstrategien sind nötig

Die in der Studie  hervorgehobenen geografischen, branchenbezogenen und funktionalen Unterschiede unterstreichen, dass sich mit einer allgemeinen Strategie möglicherweise nicht das volle Potenzial von Transformationsinitiativen ausschöpfen lässt. Vielmehr sollten Unternehmen großes Augenmerk auf die einzigartigen Herausforderungen und Chancen legen, die ihr spezifischer Kontext bietet. Für global agierende Unternehmen kann dies bedeuten, auf den jeweiligen lokalen Kontext zugeschnittene Transformationsprogramme umzusetzen, die regionalen Unterschieden in puncto Mentalität und Fähigkeiten Rechnung tragen.

Eine erfolgreiche Transformation setzt eine enge Zusammenarbeit und eine funktionsübergreifende Abstimmung voraus. Indem sie sicherstellen, dass alle die Transformationsziele kennen und wissen, welche Rolle dabei jedes Team spielt, können Unternehmen die unterschiedlichen Sichtweisen und das Fachwissen in ihren Reihen nutzen, um überzeugendere Ergebnisse zu erzielen.

Die Fähigkeit, sich anzupassen und zu verändern, ist ein Wettbewerbsvorteil für Unternehmen aller Couleur. Wenn sie um die Vielschichtigkeit dieser Herausforderung wissen, können Führungskräfte zielgerichtetere und wirkungsvollere Strategien entwickeln, um ihr Unternehmen zukunftssicher zu machen.

Um weitere Einblicke in das Thema Unternehmenstransformation zu erhalten, laden Sie sehr gerne die gemeinsam mit Oxford Economics durchgeführte Studie „Auf den Punkt gebracht: Was kosten Unternehmenstransformationen wirklich?“ herunter.

Veröffentlicht am: 30. Januar 2025 - Letzte Änderung am: January 30th, 2025